Ein Leben als Kunstwerk
Peter Beard: Sein Leben als Kunstwerk. Peter Beard wurde 1938 in New York geboren. Den Sommer verbrachte er jeweils in Tuxedo Park mit seiner Großmutter, die ihm seine erste Kamera, eine Voigtländer, schenkte. Die Fotografie wurde bald zu einer natürlichen Erweiterung seiner sorgfältig geführten Tagebücher, um seine Erinnerungen festzuhalten. Mit siebzehn brach er mit Quentin Keynes, Entdecker und Urenkel von Charles Darwin, auf eine lebensverändernde Reise nach Afrika auf. Dort arbeitete er an einem Film, der das Leben seltener Wildtiere wie der Spitzmaulnashörner inZululand dokumentierte.
Danach begann er, Medizin an der Universität Yale zu studieren, und in einer Vorlesung über Völkerdynamik kam er zu seiner Hypothese, dass eigentlich der Mensch die schlimmste Krankheit ist. Schließlich wechselte er zur Kunst und drückte gemeinsam mit Vincent Scully, Josef Albers und Richard Lindner die Schulbank. Sein unermüdlicher Entdeckergeist führte ihn erneut nach Afrika, von wo aus er seine Tagebücher per Post schickte, anstatt seine Abschlussarbeit für die Universität fertigzustellen. Bis heute verkörpern diese Texte einen wichtigen Teil seines künstlerischen Wirkens.
In den 60ern erhielt Beard den besonderen Auftrag des kenianischen Präsidenten Kenyatta, das Grundstück Hog Ranch zu kaufen und die Flora, Fauna sowie die Dörfer in der Umgebung zu filmen, zu fotografieren und zu dokumentieren. Beard arbeitete im Nationalpark Tsavo, um das Ungleichgewicht zwischen Menschen, Natur und Tieren in seinem Buch „Die letzte Jagd“ („The End of the Game“, 1965) festzuhalten. In der zweiten Ausgabe von „The End of the Game“ (1977) dokumentierte er das Massensterben von 35.000 Elefanten und 5.000 Nashörnern im Nationalpark Tsavo als Reaktion auf die Erschöpfung, den Stress und die Krankheiten, die durch die hohe Dichte entstanden waren.
Gemeinsam mit Alistair Graham erforschte er Krokodile am Lake Rudolph und arbeitete am Buch „Eyelids of Morning: The Mingled Destinies of Crocodiles and Men“ (1973). Außerdem stellte er dort „Longing for Darkness: Kamante’s Tales from Out of Africa“ (1975) zusammen und später verfasste er schließlich „Zara’s Tales: Perilous Escapades in Equatorial Africa“ (2004) für seine Tochter. Taschen veröffentlichte eine Monografie namens „Peter Beard“ (2006, 2008, 2013, 2020).
Seine erste Ausstellung fand 1975 in der Blum Helman Gallery in New York statt, auf welche 1977 die legendäre Einzelausstellung im International Center of Photography in New York folgte. Seither hat Beard seine Werke auf der ganzen Welt ausgestellt. 1996, bei der Eröffnung seiner Ausstellung im Centre National de la Photographie in Paris, erholte er sich gerade von einem Unfall, bei dem er von einem Elefanten verletzt worden war. Die jüngste Ausstellung von Beard, „Peter Beard: Last Word From Paradise“, drehte sich um die zwei Orte, die er am meisten liebte, nämlich Montauk und Kenia, und fand 2016 im Guild Hall Museum in East Hampton, New York, statt.
Während seiner Reisen und im Laufe seiner Karriere arbeitete Beard mit verschiedenen Künstlern zusammen, die ihn als Freund bezeichneten, u. a. Andy Warhol, Francis Bacon, Salvador Dalí, Richard Lindner, Terry Southern und Truman Capote. Er starb 2020.
R: Gori Vicens | F: Taschen